Kunst und Windhund

Mein Beruf und Berufung

 

Seid 1996 arbeite ich hauptberuflich als freischaffende Künstlerin und Auftragsmalerin und verzaubere, einst triste Wände, in imaginäre Landschaften.

Auch Tierportrais auf Leinwand, Glasmalerei und Costumpainting schliesst mein Schaffen ein.

 

www.farbige-illusionen.de

 

Wenn es auf den ersten Blick nicht so nahe liegt, ist auch die Hundezucht für mich eine Art Kreation, der ich als Züchterin und Künstlerin meine eigene Signatur geben möchte.

Alte, ursprüngliche Hunderassen besitzen oft eine grosse Typenvielfalt. So habe ich meine Vorlieben für bestimmte Typen, deren Eigenschaften ich in meine Zucht einfliessen lassen möchte.

 

Dies ist noch viel Arbeit und setzt ein Denken in Generationen voraus.

 

       Dieses Interview führte Nina Saier für "EUROPEAN BORZOI"     www.european-borzoi.de

 

 Auf der Homepage von „European Borzoi“ konnte ich

 eine kurze Biografie von Dir lesen, würdest Du uns bitte etwas mehr

von Dir und über Dich erzählen?

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Malen und Zeichnen und der Umgang mit Tieren war schon immer mein Fable. Seit 1991 arbeite ich in künstlerischen Berufen und habe mich 1996 als freischaffende Künstlerin und Auftragsmalerin selbstständig gemacht. Ich arbeite an den unterschiedlichsten Motiven und Themen. So verschieden meine Kunden, so unterschiedlich sind auch ihre Wünsche und eben auch die Untergründe, auf denen ich male.

Doch sind Tiere und Landschaften meine große Leidenschaft.
Zu Ost-Zeiten war es so gut wie unmöglich sich einen künstlerischen Berufswunsch zu erfüllen. So entschied ich mich für einen Beruf mit Tieren. Ich lernte erst einmal Zootechniker um den Weg für eine Fachschulausbildung frei zu haben. Dieses dreijährige Studium ist mir heute, damals noch nicht wissend, recht von Nutzen, da mir die Anatomie der Nutztierrassen sehr „durchdringend“ vor Augen gehalten wurde. Diese Kenntnisse über Skelettaufbau und Muskulatur sind sehr hilfreich für die Malerei von Tieren, und es macht mir Spaß, auch Fabelwesen wie Drachen, auf dieser Grundlage zu konstruieren.

 

Pferdeportrait / Triptychon, Acryl-Mischtechnik auf Leinwand

 In Deinen Bildern finden sich die verschiedensten Hunderassen und Tierarten wieder,

wie bist Du denn zum Barsoi gekommen?

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Das ist eine lange Geschichte. Im Gegensatz zu vielen anderen Tierliebhabern begleiteten mich in jungen Jahren nur ein Gurkenglas voller Guppys und eine griechische Landschildkröte, mehr war in unserer Neubauwohnung nicht möglich. Vielleicht weckte die Schildkröte in mir den Wunsch nach einem Tier mit mehr Beweglichkeit.
Nach der Wende, in der noch internetfreien Zeit, war es schwierig Kontakte zu Windhundbesitzern und Züchtern zu knüpfen. So annoncierte ich in verschiedenen Tierzeitschriften um andere Windhundliebhaber kennen zu lernen. Dadurch kamen Kontakte in die Schweiz (Barsoizwinger „Skippereens“) und zu russischen Züchtern zustande. Doch einen Welpen konnte ich durch verschiedene Umstände nicht erwerben. Eine Moskauer Züchterin antwortete mir z.B. auf meine Welpenanfrage mit der Bitte, ihr Futter zu zusenden, einen Welpen hätte sie jedoch nicht. Wiederum ein anderer vermeintlicher Züchter aus Russland bot mir 100 Barsois und 50 Jagdhunde an! In deutschen Zwingern waren zu dieser Zeit nur halberwachsene Junghunde zu haben, die mir allerdings nicht zusagten.
Vielleicht müsste ich noch erwähnen, dass mein damals 5 jähriger Sohn schreckliche Angst vor Hunden hatte, so dass die Erfüllung meines Wunsches nach einem Hund auch deshalb nicht ganz so einfach war. Durch Zufall erfuhr ich vom Rennverein in Eilenburg und fuhr mit meinem Sohn dort hin, um weitere Kontakte zu knüpfen. Wir stiegen also aus dem Auto und mein Sohn, der damals ungefähr genauso groß wie ein Greyhound war, streichelte unversehens die Köpfe von zwei Greyhounds des Herrn Arnold und sagte zu mir „Muddi, mir koofn zwehe“. Seine Angst vor Hunden war schlagartig verschwunden. Leider mussten wir noch ein Jahr auf unseren Greyhound warten und wir besorgten uns um diese Zeit zu verkürzen eine schwarz- braune Ziege, die wir Molly, nach der Großmutter unseres zukünftigen Hundes, nannten. Bei Spaziergängen spannte ich Molly sogar vor einen Handwagen und so zog sie meinen Sohn durch die Gegend.

Freiherr vom Monarchenhügel

1990 wurde mein erster Grey (Freiherr vom Monarchenhügel“, Nino genannt) geboren,

bei dessen Geburt ich sogar dabei war.

Mit meinem zweiten Grey aus dem selben Zwinger („Ikarus vom Monarchenhügel“)

vertiefte sich meine Faszination zum Windhundsport.

Ikarus vom Monarchenhügel

2003 während eines Rennens in Hildesheim fragte mich Herr Löwe, der die Funktion des Bahnbeobachters dort ausübte, ob ich mich mal um zwei Hunde kümmern könnte, die er im Auto hätte. Ich erklärte mich bereit und als er die Autotür öffnete strahlten mich zwei ca. 1jährige, rote Barsoirüden an. Sie waren zwar recht mager und das typische Wellhaar eines Barsois war an ihnen nur zu erahnen, doch das leuchtende Rot und die klassischen Köpfe dieser Rüden zogen mich in ihren Bann. Das waren Barsois, wie ich sie mir immer vorgestellt hatte. Ich verliebte mich sofort in den kleineren der Beiden und absolut anschmiegsamen Rüden, meinen „Barin“. Von Herrn Löwe erfuhr ich, dass diese Rüden über „Windhunde in Not“ ein neues Zuhause suchten und so erfüllte sich endlich mein fast vergessener Wunsch nach einem Barsoi. Wenige Zeit später vervollständigte ich mein Rudel mit Ischyma Fantasy und Ischyma Gala.

"Greyhound" Illusionsmalerei auf Sandsteinfurnier


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   Wir beide hatten schon interessante Gespräche über den Barsoi und den Greyhound auf der Rennbahn, worin liegen für Dich die großen Unterschiede der beiden Rassen auf der Bahn? Und vielleicht auch im Alltag?

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Diese Frage müsste tiefergehend beleuchtet werden und würde dann aber den Rahmen dieses Interviews sprengen. Zusammengefasst könnte man sagen, dass der Greyhound ein zuverlässiger Bahnläufer ist, da er schon seit knapp 100 Jahren für die Bahn gezüchtet wird. Unsere Barsois hingegen haben ihre ursprüngliche Verwendung als Jagdhunde noch im Blut und sind deshalb schnell von der künstlichen Jagd auf der Bahn gelangweilt. Für beide Rassen jedoch gilt, dass dies von Individuum zu Individuum unterschiedlich ist.
Einen „Charakter- Standard“ für den Alltag für die beiden Rassen kann ich gar nicht festlegen, alle meine Hunde waren eigenständige Persönlichkeiten. Mein zweiter Hund Ikarus z.B. hatte eine besondere Beziehung zu Rollstuhlfahrern und geistig behinderten Menschen, er suchte deren Nähe und legte seinen Kopf, auch wenn sie ihm fremd waren, in ihren Schoß. Nino hingegen drängte sich Menschen nie auf obwohl er sehr sanftmütig war. Bei meinen drei Barsois sind die charakterlichen Unterschiede so groß, dass es sich bei ihnen auch um drei unterschiedliche Rassen handeln könnte. Ischyma Fantasy, genannt Fanta, drückt ihre Zuneigung bekannten und unbekannten Menschen gegenüber mit Nasenstempeln auf Wangen und Brillengläsern aus. Ischyma Gala übt sich hingegen in vornehmer Zurückhaltung. Barin bietet sich jedem an, der ein Leckerchen oder auch nur eine freie Hand zum streicheln hat. Er würde auch mit jedem mitgehen.

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   Du bist mit Deinen Hunden aktiv im Sport und bei Ausstellungen, hast Du auf den verschiedenen Veranstaltungen Motive für Deine Bilder gesammelt?


So könnte man das sagen. Beruflich male ich schon seit ca. 1990, also zeitnah mit dem Einzug meines ersten Greys, doch das Hundemotiv kam erst 1997/98 hinzu. Dank meiner Kamera, die bestens für Aufnahmen von schnellen Bewegungen geeignet ist, machte ich zu Beginn Fotos zur Studie von Start- und Bewegungssequenzen. Oder wenn ich einen Hund mit einem besonderen Ausdruck im Gesicht sah, weil er z.B. über eine Hecke hinweg den künstlichen Hasen verfolgte, schoss ich ein Bild. Dabei entstanden Unmengen an Aufnahmen. Einige von diesen Aufnahmen fielen mir z.T. erst Jahre später wieder in die Hand, durch sie inspiriert begann ich diese Hunde zu malen. Die fertigen Bilder die mir gefielen, bot ich den Besitzern zum Kauf an. Durch Mund- zu- Mund- Propaganda wurde ich bekannter und Auftragsarbeiten folgten. Heute stelle ich hin und wieder meine Bilder auf Veranstaltungen aus.

Tierportrait  Barsoi "Ginger"

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Wenn ich ein Bild meiner Mädels haben möchte, welche Informationen und Fotos müsste ich dir geben? Wie entwickelt sich ein Portrait und wie lange arbeitest Du daran?

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In einem ersten Gespräch werden u.a. Format, Anzahl der Hunde pro Bild und der Maluntergrund festgelegt, wobei dieser meistens Leinwand ist. Damit das Bild später auch zur Wohnung des Besitzers passt, müssen die Farben des Hintergrundes besprochen werden. Am Einfachsten für mich ist es, wenn ich die Hunde selber photographieren kann. Wenn dies nicht möglich ist, beschreibe ich den Auftraggebern genau, aus welcher Perspektive ich die Hunde für meine Arbeit benötige. Ein Bild in der Größe 60x 80 cm dauert so zwischen 2- 3 Tagen. Die Bilder entstehen in Aquarell- Acryl- Mischtechnik. Den Anfang machen immer Aquarellstifte, mit diesen taste ich mich an das Objekt heran, bestimme die Proportionen sowie Perspektiven und kleine Missgeschicke können gut revidiert werden. Je nach darzustellender Fellstruktur wähle ich den Pinsel oder die Airbrushpistole aus. Das glatte, enganliegende Fell im Gesicht des Barsoi lässt sich gut mit der Pistole darstellen, wohingegen das lange Haar der Halskrause am Besten mittels Pinsel und Stiften zur Geltung kommt. Glanzlichter und feines, kurzes Haar kann man wiederum mit Kratztechniken herausholen. Hintergründe stelle ich gern mit weichen Pastellkreiden dar. Zum Schluss wird das Bild fixiert, so dass es mit aber auch ohne Glasscheibe aufgehängt werden kann.

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   Tierportrait "Barsois" Illusionsmalerei auf Sandsteinfurnier

Mit großer Faszination stand ich vor einer Marmorplatte mit 3 Barsoi- Köpfen (zu sehen in der letzten Ausgabe des EB), deren Ausstrahlung durch die Maserung des Steins verstärkt wurden. Woher kam die Idee zu diesem Bild und wie ist es entstanden?

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Der vermeintliche Marmor ist eine Platte, die mit Sandsteinfurnier bezogen ist. Die natürliche Struktur des Sandsteins gibt dem dargestellten Hunderelief eine Dynamik ähnlich dem Wind, der durch ihr Fell streicht. Beim Sandstein achte ich darauf, nur die Farben zu verwenden, die das Material vorgibt. So verschmelzen die Bilder optisch mit der Struktur des Untergrundes und es entstehen Reliefs, die man mit den Fingern erfahren möchte.

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Deine Malereien auf Wänden in Diskotheken oder Schwimmbädern täuschen dem Betrachter eine unglaubliche Tiefe vor. Wie entsteht dieser Effekt?

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Bei dieser Art der Malerei, der Illusionsmalerei, ist der Effekt bereits im Wort enthalten. „Trompe- l´œil“ kommt aus dem Französischen und beschreibt die jahrhundertealte Kunst der Augentäuschung. Sie reicht von raffinierten Imitationen wie Holz und Marmor bis hin zu riesigen Scheinarchitekturen und paradiesischen Gärten und Landschaften, die den Betrachter glauben machen wollen in eine imaginäre Welt eintreten zu können.
Das Wissen rund um Licht, Schatten und Perspektive, sowie die passenden Kompositionen ermöglichen mir das Erreichen dieses Effektes und somit immer wieder verblüffte Kunden, die ihre eigenen Räumlichkeiten kaum wiedererkennen.

"Afrikanische Impressionen" Wandmalerei / Illusionsmalerei

 

Bei meinem Besuch bei Dir habe ich schöne Tische, Schalen und Schmuck aus Glas gesehen, kannst Du mir darüber noch etwas mehr erzählen?

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Mein Lebensgefährte ist selbständig als Glasveredler. Deshalb beschäftige ich mich seit ca. 2 Jahren mit der Glasmalerei für Türen, Fenster und Tische. Wir kreieren gemeinsam Schmuck, Pokale und andere gläserne Kunstgegenstände.

Pokale aus hammergeschlagenem Glas

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In Deinen Referenzen sah ich Fotos von bemalten Autos und Motorrädern, Dein Angebot scheint sehr vielfältig zu sein.

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Im Prinzip kann ich mittels Airbrush fast jede Oberfläche bemalen.
Zweimal habe ich auf der Europas größter Airbrushmesse in Castrop- Rauxel die fahrbaren Kunstwerke meiner Kunden ausgestellt und den ersten Platz belegt und damit zweimal den Titel „Europameister in Custom- Painting“ erreicht. Darauf bin ich sehr stolz.

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Zum Schluss hätte ich noch gern eine nette Geschichte aus Deinem Leben mit den Hunden gehört.

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Mit meinem ersten Greyhound Nino unternahm ich jeden Nachmittag einen Spaziergang am Muldenufer entlang, einmal die Mulde hoch und wieder runter. Auf dem Heimweg kehrten wir immer auf ein Käffchen in einer Dorfgaststätte ein, wir waren als regelmäßige Stammgäste bekannt.

Eines Tages im Herbst trottete Nino wie immer hinter mir her, ca. 1 km vor dem Dorfrand sah ich mich nach meinem Hund um, doch dieser war verschwunden! Ich sah ihn schon mit gebrochenen Beinen irgendwo im Gebüsch oder auf dem Feld liegen. Ich rannte die ganze Strecke zurück und suchte die umliegenden Bauminseln ab. Kein Hund weit und breit, was wird Schreckliches passiert sein? Ich lief wieder zurück Richtung Dorf als ich an der Stelle, an der ich sein Verschwinden bemerkte angekommen war, sah ich am Horizont eine Gestalt, die mit den Armen und einem Gegenstand wild in der Luft herum wedelte. „Annett, iss dier wos bassiert?“ hörte ich es rufen. Neben der als Kneiper unsere Dorfgaststätte identifizierbaren Gestalt, konnte ich meinen Hund erkennen.

Wie mir der Wirt später erzählte, stand mein Nino bellend vor seiner Gaststätte und wollte Einlass. Da ich aber nicht wie sonst dabei war, dachte er, mir wäre etwas zugestoßen und der Hund würde wie Lassie Hilfe holen. Und so verließ er eilig in Pantoffeln sein mit Gästen besetztes Lokal und folgte meinem Grey. Die anfängliche Besorgnis des Kneipers über meinen Verbleib wich seinem Ärger, dass er nun in feuchten Pantoffeln, mit einem davon wedelnd, auf dem Feld stand.

 

www.farbige-illusionen.de

"Tesem" gebogenes Glas mit Tiefenstrahlung

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